Sonntag, 25. September 2016

„Ehrfurcht vor dem Leben“ und Vermehrungsfurcht. Für einen tierlichen Antinatalismus

vom 25. September 2016
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Liebe Freunde der Tiere,
als Arzt und Tierfreund erwarb sich Albert Schweitzer (1875–1965) größte Verdienste, die ihm niemand streitig machen möchte. Schweitzers Schriften werden heute allerdings auf zwei Konzepte reduziert. Die „Ehrfurcht vor dem Leben“ ist in aller Munde und man zitiert gern seinen Satz „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Wie so oft, lohnt es sich auch bei Schweitzer, etwas genauer hinzusehen und zu prüfen, ob die wohlklingenden Konzepte mit anderen Äußerungen Schweitzers zusammenpassen und inwiefern sie das Wohl von Tieren fördern.

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Schweitzer nennt diesen Satz die „unmittelbarste und umfassendste Tatsache des Bewusstseins“, von der alle Philosophie ausgehen müsse. Was er dabei vergessen hat, ist, dass auch Folgendes zutrifft:
Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben MUSS.
Kein Mensch und kein Tier konnte zum eigenen Lebensbeginn Nein sagen. Jeder muss leben, weil die eigenen Eltern es so wollten oder weil die Tiereltern sich naturbestimmt fortpflanzten. Während es lebensunwillig gewordenen Menschen zumindest prinzipiell freisteht, sich das Leben zu nehmen, muss selbst ein schwerkrankes oder verletztes Tier bis zum bitteren Ende existieren, da es keinen freien Willen hat. Dieses Lebens-Diktat betrifft insbesondere unsere Nutztiere. In einer Nutztieranlage wäre es verwerflich, zu sagen: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Zutreffend wäre an solchem Ort: Ich bin ein Mensch inmitten von Lebewesen, die leben müssen, weil man sie gezüchtet hat, da jemand damit Geld verdient. Hier könnte man einwenden, dass Schweitzer mit dem Leben, das leben will, nicht die Nutztiere im Sinn hatte, sondern die in der vielbeschworenen Freiheit lebenden Tiere. Über sie sagt er jedoch: „Ein Dasein setzt sich auf Kosten des anderen durch, eines zerstört das andere. Ein Wille zum Leben ist nur wollend gegen den andern, nicht wissend von ihm.“ Schweitzer ist sich völlig im Klaren darüber, dass das Leben zahlloser Wildtiere von Not, Krankheit und Schmerz erfüllt ist. Dennoch möchte er, dass möglichst viele Lebewesen existieren. Er plädiert dafür, dass es „auf der Welt möglichst viel Willen zum Leben gebe“ und schreibt: „Gut ist, Leben erhalten und Leben fördern; böse ist, Leben vernichten und Leben hemmen.“ Dies ist Albert Schweitzers Mehrungsgebot.

Ehrfurcht vor dem Leben
Halten wir bis hierhin fest: Das Leben zahlloser Nutz- und Wildtiere verläuft zumindest phasenweise alles andere als angenehm. Gleichwohl möchte Schweitzer, dass es möglichst viele Lebewesen gibt. Was insbesondere die Nutztiere anbelangt, kommt nun seine „Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben“ ins Spiel. Der Ausdruck „Ehrfurcht vor dem Leben“ wurde nicht von Albert Schweitzer geprägt, sondern bereits im Jahr 1902 von dem bedeutenden Tierrechtler Magnus Schwantje (1877–1959). Schweitzer sagt zur Ehrfurcht vor dem Leben: „Sie lässt uns miteinander nach Gelegenheit spähen, für so viel Elend, das Menschen den Tieren zufügen, Tieren in irgendetwas Hilfe zu bringen, und damit für einen Augenblick aus dem unbegreiflichen Grauen des Daseins herauszutreten.“ Er selbst hat sich als Arzt nicht nur um Menschen gekümmert, sondern auch kranke Tiere gepflegt. Schweitzer kennt beides: ein Mehrungsgebot und das Grauen tierlichen Daseins. Dadurch wird seine Ethik problematisch. Einerseits möchte er, dass möglichst viele neue Lebewesen zu leben beginnen. Dies zu hemmen gilt ihm als „böse“. Andererseits bedarf es seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben, um das Grauen des tierlichen Daseins zu lindern. Indem Schweitzer die zahlenmäßige Zunahme aller Lebewesen bejaht, befürwortet er unausgesprochen jenes Grauen, das er mit seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben in Grenzen halten will.

Vermehrungsfurcht in Anbetracht des Lebens
Ein weitergedachtes Prinzip der Ehrfurcht vor dem Leben gibt Schweitzer dahingehend Recht, dass allen bereits existierenden Lebewesen nach Kräften beizustehen ist. Schweitzers Mehrungsgebot hingegen, sein Plädoyer dafür, dass möglichst viele zusätzliche Lebewesen in das von ihm als grauenhaft beschriebene Dasein eintreten sollen, muss abgelehnt werden. Schweitzers Mehrungsgebot ist durch einen tierbezogenen Antinatalismus zu ersetzen, dessen Ziel es ist, dass so wenig neue Tiere wie möglich ein Leben beginnen müssen, über das Schweitzer illusionslos das Nötige gesagt hat. Möglichst viele Wild- oder Nutztiere zunächst in ein grauenvolles Dasein treten zu lassen, um ihnen anschließend auf der wohlklingenden Grundlage einer "Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben" beistehen zu wollen, grenzt an Sadismus. Wir können dies sprichwörtlich so ausdrücken: Die Ehrfurcht vor dem Leben muss ergänzt werden um eine Mehrfurcht vor dem Leben.
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Dienstag, 5. Juli 2016

Peter Wohlleben: "Das Seelenleben der Tiere" - Tiere sind auch nur Menschen

Peter Wohlleben: "Das Seelenleben der Tiere" - Tiere sind auch nur Menschen

 Tiere sind keine instinktgetriebenen Wesen - sie besitzen eine
Gefühlswelt, wie Peter Wohlleben in seinem Buch "Das Seelenleben der
Tiere" belegt. Seine Grundthese: Menschen und Tiere teilen dasselbe
genetische Erbe - folglich sei das Gefühlsleben auch in der Tierwelt
anzutreffen.

Mittwoch, 15. Juni 2016

Der Krieg gegen die Tiere und ein Plädoyer für die All-Einheit des Lebens – Folge 22 – DER FREIE GEIST

Der Krieg gegen die Tiere und ein Plädoyer für die All-Einheit des Lebens – Folge 22 – DER FREIE GEIST

 Gott, der Ewige, gab allen Lebewesen Seinen Lebensodem und beauftragte
den Menschen, die Erde in Liebe und Fürsorge für die anderen Geschöpfe
zu bebauen und zu bewahren. Menschen und Tieren wurden die Pflanzen zur
Nahrung gegeben. Die Priesterkaste äußerer Religionen jedoch verlangte
Tieropfer und erlaubte das Morden der Tiere und den Fleischkonsum. Jesus
von Nazareth sprach gegen die Tieropfer, und Er wollte auch den
Fleischverzehr beenden, wie apokryphe Schriften außerhalb der Bibel
belegen.

Freitag, 19. Februar 2016

Jägerlügen -

Jägerlügen

Liebe Freunde der Tiere,

Deutschlands Jäger, insgesamt knapp 400.000, greifen massiv in die Ökosysteme
unserer Kulturlandschaft ein. Sie verändern sie zu ihrem Nutzen und oft
zum Nachteil für den Naturhaushalt.
Für
den Abschuss begehrte Arten wie Rehe, Hirsche und Fasane werden mit
Wildfütterungen, Medikamenten oder Aussetzaktionen in unnatürlicher
Weise vermehrt, wodurch insbesondere den letzten naturnahen Wäldern
Fraßschäden gefördert werden. Gegen lästige Konkurrenten, von Fuchs über
Marder, Dachs und Iltis bis hin zum Mauswiesel, führt man dagegen mit
einer Vielzahl oft tierquälerischer Fallen und dem Gewehr einen wahren
Feldzug. Anschließend dient sich die Jägerschaft in der Öffentlichkeit
als Ersatz für die zuvor von eigener Hand ausgerotteten „Raubtiere“ an.
Doch diese kann und muss der Mensch gar nicht ersetzen. Beutegreifer
haben in der Regel einen nur qualitativen Einfluss auf die Populationen
ihrer Beutetiere. Sie töten meist kranke, schwache oder junge Tiere.
Eine quantitative Beeinflussung von Tierbeständen durch „Raubtiere“ gab
es nie, dazu war ihre Siedlungsdichte von Natur aus schon immer viel zu
gering. Diese Aufgabe haben vielmehr schon immer Kontaktkrankheiten,
innerartliche Konkurrenz und kalte Winter übernommen – allesamt
Faktoren, die auch in unserer Kulturlandschaft nichts von ihrer
Wirksamkeit eingebüßt haben. Um Hirsche und Wildschweine zu regulieren
bedarf es also weder Wölfe, noch Jäger.
Zugvögel
wie Wildenten, arktische Gänse, Schnepfen und Wildtauben sind beliebte
Zielscheiben in Deutschland. Hier beschränkt sich die „Hege“ oft
ausschließlich auf den Abschuss. Rund 1,5 Millionen Zugvögel werden in
jedem Jahr in Deutschland geschossen  Beliebt ist daneben auch die Jagd
auf handzahme Wildtiere, vor allem Wildschweine, in so genannten
„Jagdgattern“.
Effektive
Jagdkontrollen fehlen, anders als in allen anderen EU-Ländern, in
Deutschland weitgehend. Sie müssen hier nämlich von den Jägern selbst
vorgenommen werden. Illegale Greifvogelabschüsse, Vergiftungsaktionen
gegen „Raubwild“ und andere Verstöße gegen Jagd- und Naturschutzrecht
sind deshalb in vielen Revieren immer noch an der Tagesordnung.
Hier einmal die bebliebtesten Jägerlügen auf die Sie leider auch reingefallen sind auf einmal zusammengefasst aufgedeckt:
Jägerlüge 1: Ohne Jagd würden Wildtiere überhand nehmen
Falsch.
Wie in vielen biologischen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte,
regeln sich die Bestände wildlebender Tiere durch soziale Mechanismen
und Nahrungsangebot selbständig. Bei Füchsen beispielsweise bekommt in
jagdfreien Gebieten nur ein kleiner Teil der Füchsinnen Nachwuchs, um
die Populationsdichte nicht unnö­tig ansteigen zu lassen.
Geburtenkontrolle statt Massenelend nannten namhafte Forscher dieses
Phä­nomen. Wo Füchse jedoch gnadenlos verfolgt werden, steigt die Anzahl
trächtiger Füchsinnen drastisch an, wodurch die Verluste rasch wieder
ausgeglichen werden. Wenn man einen Blick auf großflä­chig jagdfreie
Gebiete wirft, wird man rasch feststellen, daß die Tierpopulationen dort
keineswegs im Ungleichgewicht sind. Im Gegenteil: Die Populationen dort
sehr viel stabiler, die Artenvielfalt grö­ßer als in Arealen, in denen
gejagt wird.
Jägerlüge 2: Jagd schützt die Bevölkerung vor Tollwut und anderen Wildtierkrankheiten
Falsch.
Genau das Gegenteil ist der Fall: so führt Jagd beispielsweise zu einer
beschleunigten Ausbreitung der Tollwut. Jagd kann die Gesamtzahl an
Füchsen nicht reduzieren (s.o.), die steigende Geburtenrate führt jedoch
zu einer höheren Zahl an Jungfüchsen. Diese Jungfüchse wandern im
Herbst aus dem elterlichen Revier ab, um sich ein eigenes Zuhause zu
suchen und begegnen auf ihren langen Wanderungen vielen Artgenossen, was
sie zu idealen Tollwutüberträ­gern macht. Je mehr Füchse man tötet,
desto rascher breitet sich daher die Tollwut aus. Dass die Schweinepest
von Wildschweinen auf Haustiere übertragen wird, ist als Gerücht zu
werten. Vielmehr tragen Jäger, die (unerlaubterweise) Schlachtabfälle
zum Anlocken von Beutegreifern verwenden, dazu bei, dass Seuchen von
Hausschweinen in die freie Wildbahn getragen werden.
Jägerlüge 3: Die jagdliche Hege ist ein Beitrag zum Tier- und Naturschutz
Falsch. Die
jagdliche Hege dient in erster Linie dem Ziel, eine möglichst große
Anzahl möglichst prächtiger Tiere zum Abschuss zur Verfü­gung zu haben.
Darunter haben zunächst einmal alle Lebewesen zu leiden, die diesem Ziel
zuwiderlaufen. Beutekonkurrenten wie Fuchs und Marder etwa, die im
Rahmen der Hege mit Flinte und Falle erbarmungslos verfolgt werden. Als
Beitrag zum Naturschutz kann das schwerlich gewertet werden. Darüber
hinaus werden im Rahmen sogenannter Biotopverbesserungen die
Lebensbedingungen in Feld und Flur gezielt zugunsten jagdbarer Arten
verändert. Tiere, die nicht gejagt werden dürfen und damit für den Jäger
nicht interessant sind, werden dabei teilweise oder vollkommen
verdrängt. Manche Tierarten  wie etwa Rehe oder Wildschweine  werden von
Jägern gezielt gefüttert. Dadurch werden natürlich einerseits die
Abschusschancen maximiert, andererseits aber auch künstlich überhöhte
Wilddichten geschaffen. Die resultierenden Schä­den in der Forst und
Landwirtschaft werden dann allzu oft zum Anlass genommen, nach höheren
Abschusszahlen für das sogenannte Schalenwild zu rufen.
Jägerlüge 4: Jagd ist erforderlich, um Schä­den in der Land- und Forstwirtschaft zu vermeiden
Falsch. Durch
die massive Fütterung von Rehen, Hirschen und Wildschweinen im Rahmen
der jagdlichen Hege tragen die Jäger ja gerade dazu bei, die
Populationsdichten dieser Tierarten künstlich auf hohem Niveau zu
halten. Hege schafft also die vermeintliche Notwendigkeit der Jagd auf
Reh, Hirsch und Wildschwein erst. Abgesehen davon, macht Jagd die Tiere
scheu und zwingt sie in die Deckung des Waldes. Dadurch kommen Rehe und
Hirsche oftmals erst mit den jungen Bäumen, an denen sie Schäl und
Verbissschä­den anrichten, in Kontakt. Doch je mehr Schä­den entstehen,
desto intensiver werden die Rufe nach schärferer Bejagung. Das
Zusammenspiel von Jagd und Hege erzeugt damit einen Teufelskreis, unter
dem nicht nur Natur und Tiere, sondern auch Land und Forstwirtschaft zu
leiden haben.
Jägerlüge 5: Jäger schützen bedrohte Tierarten
Falsch. Selbst
Wildtiere wie der Feldhase, die nach Einschätzung führender
Wissenschaftler als bestandsbedroht einzustufen sind, werden von der
Jägerschaft nach wie vor zu Hunderttausenden erschossen. Außerdem
behaupten Jäger, sie müssten Füchse und andere Beutegreifer mit Flinte
und Falle verfolgen, um deren Beutetiere vor dem Aussterben zu bewahren.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Abgesehen davon, dass man so
intelligente und anpassungsfä­hige Tiere wie Füchse mit jagdlichen
Mitteln ohnehin nicht dezimieren kann (s.o.), erweisen sie ihren
Beutetieren einen wichtigen Dienst. Dadurch, dass sie vor allem schwache
und kranke Tiere erbeuten, halten sie beispielsweise Hasenbestände fit
und gesund. Darüber hinaus setzen Jäger faunenfremde Tiere wie Fasanen
zu Jagdzwecken aus. Diese Arten stellen eine nur bedingt kalkulierbare
Bedrohung für die einheimische Fauna dar mancherorts wurde etwa das
bestandsbedrohte Birkhuhn durch den Fasan verdrängt. Zu guter Letzt darf
man nicht vergessen, dass die Jagd selbst häufig nicht selektiv ist 
Fallen beispielsweise töten wahllos, egal, ob es sich bei dem Opfer um
einen Marder, ein Eichhörnchen oder eine Hauskatze handelt, und auch bei
der Jagd mit dem Gewehr ist nicht immer klar, wer oder was das Opfer
ist. Wie sonst wären die zahlreichen Jagdunfälle (Jäger verwechselt
Treiber mit Wildschwein) und versehentlichen Abschüsse von Haus und
Weidetieren zu erklären?
Jägerlüge 6: Jagd ist ein erhaltenswertes Kulturgut
Falsch. Jagd
hat ohne jeden Zweifel eine jahrhundertealte Tradition  eine Tradition
voller Blutvergießen, Grausamkeit und sinnloser Qual. Mittelalterliche
Jagdarten, bei denen beispielsweise Füchse bis zu ihrem qualvollen Tod
wieder und wieder in die Luft geschleudert, oder Rehe und Hirsche in
Massen gefangen und anschließend in abgegrenzten Arenen von adligen
Schützen hingerichtet wurden, sind schon vor geraumer Zeit verboten
worden. Auch andere traditionsreiche, aber ethisch fragwürdige Praktiken
wie Hexenverbrennungen oder Sklaverei wurden längst als anachronistisch
erkannt und von der modernen Gesellschaft über Bord geworfen. Wie die
Geschichte zeigt, muss mit überkommenen Traditionen manchmal gebrochen
werden, wenn sie ethisch-moralischem Fortschritt im Weg stehen.
Jägerlüge 7: Jäger sind tier- und naturliebende Menschen
Falsch. Jäger
wurden sowohl in Europa als auch in den USA schon psychologischen und
soziologischen Untersuchungen unterzogen und hinsichtlich verschiedener
Aspekte mit Nichtjä­gern verglichen. Die Ergebnisse zeigen eindeutig,
dass Jäger keine höhere Naturverbundenheit aufweisen als Nichtjä­ger,
Themen des Tier-, Umwelt und Naturschutzes eher negativ gegenüberstehen
und allgemein eine höhere Tendenz zu aggressiven Verhaltensweisen
zeigen. Die jägerische Tier und Naturliebe erfreut sich nicht am Dasein
des geliebten Objekts; vielmehr zielt sie darauf ab, das geliebte Wesen
mit Haut und Haar zu besitzen, und gipfelt darin, es durch den Akt des
Tötens zur Beute zu machen. Nirgendwo zeigt sich dies deutlicher als in
den Jagderzählungen, die in praktisch jeder Ausgabe der gängigen
Jagdzeitschriften zu finden sind.
Jägerlüge 8: Die Waidgerechtigkeit sorgt dafür, daß bei der Jagd alles fair zugeht
Falsch. Die
Waidgerechtigkeit ist ein ungeschriebenes Gesetz, dessen Inhalt die
Jäger unter sich ausmachen. Dadurch, dass dieser Terminus Eingang in die
Tierschutzgesetzgebung gefunden hat, ist praktisch alles legal, was
noch irgendwie als waidgerecht bezeichnet werden kann. Jägern werden
damit Verhaltensweisen gestattet, die bei jedem anderen Menschen sofort
zu einem Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz führen
würden. Die weiter unten aufgeführten Jagdarten sind Beispiele dafür.
Mit Gerechtigkeit hat die Waidgerechtigkeit nur wenig zu tun. Während es
verpönt ist, das edle Hochwild an der Fütterung zu erschießen, hat kein
Jäger Skrupel, dasselbe mit dem verhassten Beutekonkurrenten Fuchs zu
tun. Bei einer Treibjagd darf allerdings nur der Jäger ein verletztes
Tier endgültig töten, der es zuvor auch angeschossen hat  mit dem
Resultat, dass so mancher Hase oder Fuchs sich stundenlang blutend in
unerträglichen Schmerzen winden muss, bevor man ihn schließlich
umbringt. Gerechtigkeit also allenfalls für die Jäger, keineswegs jedoch
für die Tiere.
Jägerlüge 9: Der Abschuß freilaufender Haustiere ist zum Schutz von Wildtieren erforderlich
Falsch.
In wildbiologischen Studien tauchen Haustiere als Mortalitätsfaktor für
die betreffenden Forschungsobjekte in aller Regel nicht einmal auf; nur
ein geradezu lächerlich kleiner Teil der jagdbaren Tiere fällt Hunden
und Katzen zum Opfer. Dennoch haben Jäger das Recht, im Rahmen des
sogenannten Jagdschutzes vermeintlich wildernde Hunde und Katzen zu
erschießen  im Falle von Katzen bereits dann, wenn sie sich nur wenige
hundert Meter von nächsten bewohnten Haus befinden. Offensichtlich macht
die Jägerschaft davon regen Gebrauch. Zwar werden keine offiziellen
Abschussstatistiken geführt, doch wird die Anzahl jährlich von Jägern
getö­teter Haustiere auf 150.000 bis 200.000 Katzen und einige Tausend
Hunde geschätzt.
Jägerlüge 10: Jäger töten angst- und schmerzfrei
Falsch.
Die Jagdzeitschriften sind voll von Berichten über sogenannte
Nachsuchen, bei denen Tiere zuerst nur angeschossen und schließlich nach
oft stundenlanger Verfolgung getö­tet werden. Schätzungen zufolge
treffen zwei Drittel aller jagdlichen Projektile ihr Ziel, ohne es zu
töten! Praktisch alle Jagdarten sind grausam. Ein besonders übles
Beispiel ist etwa die Baujagd: dabei sollen Füchse mit auf Schärfe
abgerichteten Hunden aus ihrem Bau vor die Flinten wartender Jäger
gehetzt werden. Jungfüchse werden in Gegenwart ihrer entsetzten Eltern
vom Jagdhund zerfleischt; manche Füchse lassen sich in ihrer
Verzweiflung auf Kämpfe mit dem Hund ein, was nicht selten zum Tod
beider führt. Im Hinblick auf die Jagd mit angeblich sofort tötenden
Schlagfallen gibt es Studien, die ausweisen, dass ein Großteil der darin
gefangenen Tiere schwer an Pfoten, Schwanz oder Körper verletzt werden,
und mehr als 20 Prozent der Fallenopfer entkommen mit
Laufverstümmelungen. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die
allherbstlichen Treibjagden: Voraussetzung für den Erfolg einer
Treibjagd ist die panische Angst der gejagten Tiere, um sie zur Flucht
aus dem für sie zunächst sicheren Versteck zu bewegen.

Jägerlüge 11: Jagd ist eine nachhaltige Nutzung von Wildtieren
Falsch. Der
größte Teil der getö­teten Tiere wird keiner wie auch immer gearteten
Nutzung zugeführt. Jagd und Hege sind in erster Linie Selbstzweck; Jäger
genießen vielmehr das Töten und Beutemachen, wie sie in den gängigen
Jagdzeitschriften auch immer wieder deutlich machen. Niemand muss heute
mehr Fuchs oder Marderpelze tragen, um sich warmhalten zu können, und
auch Wildfleisch ist aus ökologischer wie ökonomischer Perspektive
vollkommen verzichtbar. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei
jenen Tieren, die wir so arrogant und ignorant als jagdbar bezeichnen,
um lebende, denkende, fühlende Individuen mit einem Interesse an Leben
und Unversehrtheit handelt. Es gibt schlichtweg keinen vernünftigen
Grund, diese Lebewesen einer rücksichtslosen Verfolgung durch von
egoistischen Interessen getriebene Hobbyjä­ger auszusetzen. Die
Abschaffung der Jagd ist somit längst überfällig.


Soweit zu den Jägerlügen.

Um
genau diese Aspekte darzustellen und zu informieren, sind wir wieder
zusammen mit unserem Kooperationsparter, der Anti-Jagd-Allianz e.V., ab
dem 27.02. bis zum 06.03.2016 mit einem Infostand auf der Kasseler Frühjahrsmesse präsent.
Dies
ist das fünfte Mal, dass wir uns an den neun Tagen dieser Freizeitmesse
präsentieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine solche Messe eine
ideale Gelegenheit ist, über die Jagd zu informieren.


Rechtzeitig zu unserem Messeauftritt ist unsere neu überarbeitete Broschüre „Sau tot!“
fertig geworden. In dieser Broschüre haben wir auf 64 Seiten die
wichtigsten unserer bekannten Infoflyer zur Jagd zusammengestellt. Kurz:
Die wichtigsten Hintergrundinformationen und Argumente gegen die Jagd
auf einen Blick! So sind in diesem Heft auch die Jägerlügen enthalten.
Weitere Infos zu "Sau tot!" finden Sie hier!
Herzliche Grüße
für pro iure animalis
Dr. Gunter Bleibohm und Harald Hoos

Mittwoch, 20. Januar 2016

Sonntag, 17. Januar 2016

www.wildtierschutz-deutschland.de: Jäger schaffen keinen Lebensraum für Wildtiere, so...

www.wildtierschutz-deutschland.de: Jäger schaffen keinen Lebensraum für Wildtiere, so...: Von Carl Sonnthal, Schweiz - wildbeimwild.com Kaum sind ein paar Exemplare Luchs oder Wolf im Land, sind die Jäger schon wieder überf...

Jäger schaffen keinen Lebensraum für Wildtiere, sondern Tötungsgelegenheiten für sich

Von Carl Sonnthal, Schweiz - wildbeimwild.com

Kaum sind ein paar Exemplare Luchs oder Wolf im Land, sind die Jäger schon wieder überfordert. Lautstark fordern sie landauf landab per Revisionen deren Abschüsse.
Im Urzustand, also dort, wo der Jäger das Leben und die Biodiversität in der Natur nicht durcheinander gebracht hat, sind Wildbestände vorhanden, die sich dynamisch anpassen. Beutegreifer, harte Winter usw. sorgen dafür, dass keine Massenvermehrung eintritt.